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Frau im Mond (1928/29)

Ausstattung: Emil Hasler, Otto Hunte, Karl Vollbrecht Produzent: Universum-Film AG
Darsteller: Klaus Pohl Willy Fritsch Gustav von Wangenheim Gerda Maurus Fritz Rasp Länge: 169’ Format: Normalbild, Schwarzweiß

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1928/29 Regie: Fritz Lang Drehbuch: Thea von Harbou Kamera: Curt Courant, Oskar Fischinger, Otto Kanturek, Konstantin Tschetwerikoff
Ein Science-Fiction-Abenteuer, das nicht zufällig in der historischen Nachbarschaft zu METROPOLIS seinen Ort hat: Hier wird das technische Großprojekt selbst zum Thema, und die Interessen bündeln sich in einem Unternehmen, bei dem sich Konkurrenz verbietet - es müssen also die verschiedenen Fraktionen in eine Raketenbesatzung integriert werden. Das führt zu komplizierten Manipulationen, wie Thomas Elaesser beschreibt: „In DIE FRAU IM MOND etwa instrumentalisiert der Bösewicht (gespielt von Fritz Rasp) für seine Pläne die Ambition des Wissenschaftlers, der erste Mann auf dem Mond zu sein; der Wissenschaftler beutet seinerseits das Unglück von Helius aus, der auf die Loyalität und das Pflichtgefühl von Friede angewiesen ist, die sich wiederum auf die Eifersucht ihres Verlobten verlassen kann: Das Leitmotiv hinter der Reise zum Mond wird somit zu einer Verschachtelung verschiedener Motivationen, von denen jede Einzelne bis zu einem Punkt verdinglicht ist, an dem sie als kalkulierbare Variante in der technisch-technologischen Operation der Mondlandung berechenbar wird. Die menschlichen Akteure werden zu reinen Prothesen der Apparatur, nur hängt ihnen ein gewisser Risikofaktor an, der für den Zuschauer Spannung erzeugt, den die überlegene Macht des Bösewichts jedoch lediglich wie eine logistische oder technische Aufgabenstellung zu verwalten hat." Elsaesser nennt diese Struktur „zynisches Plotting", es trainiert das Publikum in seiner „Flexibilität von Wissen und Glauben", um „gleichzeitig mit sich widersprechenden Hypothesen jonglieren zu können". In der Figur des Jungen, der sich als blinder Passagier in die Rakete schmuggelt und sich dort als Experte aus dem Geist der zeitgenössischen Trivialliteratur zu erkennen gibt, kommt aber auch eine gegenläufige Bewegung zum Tragen: Sie unterliegt jedoch am Ende, wenn der Junge zu einem kleinen Ingenieur geworden ist, und die mythologischen Anteile der Mondbegeisterung völlig verloren gegangen sind. Lang arbeitet mit Skizzen und Diagrammen, die Startvorbereitungen sind eine große Liturgie des technischen Zeitalters, der das Publikum von einer Empore in großer Entfernung aus zusieht. Die Mondexpedition wird von einer imaginären Globalgesellschaft getragen, deren gemeinsamer Nenner das Unternehmerische an sich ist: Wissenschaft und Wirtschaft integrieren sich zu einer Welttechnik, die am Ende das Liebespaar aus ihrer Ordnung verdrängt, den Jungen aber zu einem Pfadfinder der neuen Zeit macht. Und Lang hat ein Ende, wie er es schätzt: Die Liebe erfüllt sich im Tod.
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