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 glueckschneider

Der Glücksschneider (1916)


REGIE: Hans Otto Löwenstein BUCH: Felix Salten
DARSTELLER: Josef Schildkraut, Mizzi Griebl, Mela Schwarz, Rudolf Schildkraut PRODUKTION: Philipp & Preßburger. Allgemeine Kinematographen und Film-Ges. (Wien)
LÄNGE: 267 Meter (Fragment) FORMAT: 16 mm, s/w, stumm, deutsche Zwischentitel LAUFZEIT: 32 Minuten (18 B/Sek.)

 


KLAVIERBEGLEITUNG: Gerhard Gruber
Die Geschichte ist als Ringerzählung gebaut. In einem Schneideratelier herrscht ein jovialer Umgangston. Der Lehrbub ist keck, äfft seinen Meister nach, lässt sich durch Vorgesetzte nicht beeindrucken. Um den Schneider und die wohlbeleibte Köchin Amalia "schlingt die Liebe eine gesteppte Naht". Der Sohn des Hausbesitzers gibt Kalendersprüche von sich, die er selbst nicht einzuhalten imstande ist. Ein eingespielter Mikrokosmos, den der Schneider endlich aus den Angeln heben möchte. Seine Hoffnung beruht auf einem Los. Als die Gewinnnummern in der Zeitung veröffentlicht werden, traut er seinen Augen nicht: ihm winkt der Hauptgewinn. Mit dem alten Leben wird blitzartig gebrochen, von Amalia die Sie-Anrede verlangt. Alle Kodes des Reichtums müssen durchgespielt werden. Teure Kleidung, Theaterpremieren, Pferderennen, Kasinos, Bars, eine standesgemäße Verlobte, ein Duell. Der Schneider erliegt seiner eigenen Vorstellung vom sorglosen Leben und ist glücklich. Das Doppelbödige, die Heuchelei, die abwertenden Blicke entziehen sich seiner Wahrnehmung. Der Panzer des Kleinbürgertums macht ihn immun. Die Erlebnisse verwandeln den Schneider nicht. Die Umgebung hingegen verfängt sich in ihren Eitelkeiten, Unstimmigkeiten, Profitbegierden. Am Ende hat der Schneider seinen Ausgangsort wieder erreicht: die Werkstatt samt Lehrbuben und Amalia.
"Ein Wiener Rudolf Schildkraut-Film, der wieder einmal uns den Beweis erbringt, welchen Gewinn für die Filmbühne Rudolf Schildkraut bedeutet, der wohl zu den größten aller Filmdarsteller zu zählen ist. Eine Handlung, der Wiener Volksseele entnommen, gibt Schildkraut Gelegenheit, einmal den kleinen Mann zu zeigen, wie er leibt und lebt, wie er lacht und weint", urteilt die Fachpresse 1916. Elisabeth Büttner/Christian Dewald
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