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Karl Valentin: Der Sonderling (1929)
»Filme ansehen ist wirklich angenehmer als Filme fabrizieren«, stellte Karl Valentin fest, »DER SONDERLING war mein letzter stummer Film.« Das Aufkommen des Tonfilms schwächte das Interesse an dem Produkt von vornherein, der Film wird nur in vergleichsweise wenigen Kinos aufgeführt, Valentin selbst war jedoch für das neue Metier gerüstet und hinterließ im Tonfilm bleibende Eindrücke. Angelegt ist sein letzter Stummfilmcharakter als Briefmarkensammler, der danach strebt, die erste bayerische Briefmarke, den »Schwarzen Einser« zu erwerben. Als er sie um 100 Mark ersteht, fehlt genau dieser Betrag dem Kunden einer Schneiderei, in der Valentin arbeitet. Da die Frau seines Arbeitgebers, gespielt von Liesl Karlstadt, am Schneidergehilfen auch mehr als nur soziales Interesse zeigt, gilt es in der Folge einige Missverständnisse zu entwirren, wobei die Auflösungen zumeist neue Probleme auslösen. Zuletzt demonstriert der Sonderling noch in einer liebevoll choreografierten Sisyphosiade seine Unfähigkeit, sich auf verschiedene Arten das Leben zu nehmen. Wie in seinen traditionellen Sketchen wird auch in seinem einzigen abendfüllenden Stummfilm DER SONDERLING manches Thema von Valentin hinterfragt und »hinterantwortet«, herrscht Inversionslogik wie in dem Dialog mit einem Justizwachebeamten. »Sie sind unschuldig«, erklärt dieser dem inhaftierten Valentin. Dessen Antwort: »Warum?« – Darauf der Beamte: »Weil wir Beweise dafür haben.« Post mortem erschien Valentin auf zwei deutschen Briefmarken. 2003 in einer Abbildung des Valentin-Gedenkbrunnens am Münchner Viktualienmarkt, 2007, anlässlich seines 125. Geburtsjubiläums, auf einer Sonderprägung, deren Zeichnung Motiven aus DER NEUE SCHREIBTISCH nachempfunden ist … (gk) DER SONDERLING D 1929 REGIE, BUCH Walter Jerven KAMERA Hans K. Gottschalk MIT Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Truus Van Alten, Ferdinand Martini, Georg Rückert PRODUKTION Union-Film GmbH FORMAT 35 mm, s/w Länge: 91 Minuten Live-Musik: Gerhard Gruber