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Fluch dem Schicksal (1919)

 
 Klavierbegleitung: Gerhard Gruber

FLUCH DEM SCHICKSAL H 1919 (OT: VORREI MORIR)
REGIE: Karl Lajthay BUCH: Filmroman von Peter Paul Fellner DARSTELLER: Frieda Gombaszögy (Maja), Karl Mihalyfi (Thomas Eichwald, Majas Vater), Rudolf Sik (Mert), Tivadar Uray (Carlo, Musiker), Miklos Ujvary PRODUKTION: Rexfilm, Budapest FORMAT: 35 mm, Vollbild, stumm, deutsche und französische Zwischentitel, s/w LAUFZEIT: 66 Minuten
 
 
Von Verletzungen, die der Krieg hinterlassen hat, erzählt dieses Programm. Zunächst zeigen dokumentarische Aufnahmen die sichtbaren, körperlichen Kriegsverletzungen. Der Spielfilm aus dem Jahr 1919 fasst psychische Erschütterungen ins Auge. Ein Mann muss lernen, den Sinn des Sterbens zu verstehen. Ein Bund mit dem Irrationalen hilft ihm dabei.
DEFILEE DER KRIEGSVERSEHRTEN besteht aus wenigen Einstellungen. Abschnitt 1 zeigt: Kriegsversehrte ziehen in Begleitung von Pflegepersonal an der Kamera vorbei.
Abschnitt 2 zeigt: Arm- und Beinamputierte in einer Versorgungsstelle. Trotz der Assoziation zu Otto Dix’ »Marsch der Krüppel« trägt der Grundtenor der Aufnahmen keinen anklagenden, sondern einen appellativen Charakter: Euch wird geholfen, Ihr seid beschützt von wirklicher Not!
FLUCH DEM SCHICKSAL nutzt eine fein nuancierte Bildsprache. Die dramaturgische Anlage des Films ist für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg typisch: das Übersinnliche hilft, die Alltagssinne zu ordnen. Ein verzweifelter Vater wird zum Visionär. Der reiche Witwer, der vor zwölf Jahren den Tod seiner Frau betrauert hat, steht nun fassungslos vor seiner ebenfalls verstorbenen Tochter Maja. Sie war bei einem Reitunfall gestürzt. Der Mann verflucht das Schicksal. Aus dem Reich der Toten erscheint Maja als ätherische Gestalt und weissagt ihrem Vater, wie ihr Leben verlaufen wäre. Denn im »Buch des Schicksals ist jede Biographie notiert«. Eine Kreiserzählung beginnt: Majas gesamtes Leben ist von einem Alter Ego begleitet, einer unheimlichen Person, die in viele Masken schlüpfen kann. Er lenkt Ideen, bleibt in deren Umsetzung aber passiv. Maja ist stets getrieben, zerrissen. Ihr Leben ist, trotz mehrmaligen Aufbäumens, ein einziger Abstieg. Schließlich wankt der Vater zum Diwan, auf dem die Tote liegt. Die Zeiger der Uhr springen gerade auf Mitternacht. Aus Fluch dem Schicksal wurde Heil dem Schicksal. Die hochherrschaftliche Villa bleibt inwendig, geschlossen. Ihre Leichen haben an Schrecken eingebüßt.
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